Pferde als Medium in der Suchttherapie
Im Drogentherapie-Zentrum Berlin e.V. werden Pferde als Medium in der stationären medizinischen Rehabilitation für Suchtmittelabhängige eingesetzt. Die Suchttherapie unterstützt alkohol-, drogen- und medikamentenabhängige Menschen darin, sich von ihren Suchtmitteln zu entwöhnen und dauerhaft abstinent zu leben, körperliche und seelische Störungen zu beheben, und sich befriedigend in Arbeit, Beruf und Gesellschaft einzugliedern. Um nach einer meist langen, destruktiven Zeit des Suchtmittelkonsums die Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit in der persönlichen Lebensgestaltung (zurück) zu gewinnen, ist der Aufbau lebenspraktischer und sozialer Kompetenzen, von Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, von Kommunikations- und Konfliktfähigkeit, sowie eine verbesserte Stressbewältigung von großer Bedeutung. Der Einsatz von Pferden kann diese therapeutischen Ziele wirkungsvoll unterstützen, da diese kraftvollen und dabei sanften Tiere zum Kontakt einladen, emotionale Reaktionen auslösen und Aufmerksamkeit, Realitätsbezug und die Überprüfung der eigenen Wirkung anregen. Dies fördert die differenzierte Selbst- und Fremdwahrnehmung, das Körperbewusstsein, den Aufbau intersubjektiver Kompetenzen, den psychotherapeutischen Zugang zu persönlich bedeutsamen Lebensthemen, und nicht zuletzt das „natürliche“ Erleben von Freude und Spaß fernab vom Suchtmittelkonsum. Klinisch-psychologische Praxis: Gruppenpsychotherapie mit Drogenabhängigen unter Einsatz von Pferden im „Haus Collignon“ Der therapeutische Einsatz von Pferden im Drogentherapie-Zentrum Berlin e.V. erfolgt zur Zeit als indikatives Gruppenangebot im Rahmen der stationären Kurzzeittherapie im „Haus Collignon“. Die jeweils sechs Teilnehmer/innen haben in der Regel einen speziellen Entwicklungs- und Förderungsbedarf hinsichtlich Selbstwertstabilisierung, Impulskontrolle, Bewältigung von Depression, Realitätsprüfung, Vitalisierung sowie vor allem der Kontakt- und Beziehungsfähigkeit. Mit dieser speziell zusammengestellten indikativen Gruppe werden vier wöchentliche Sitzungen in Folge auf dem „Reiterhof Thyrow“ unter Leitung von Dr. Angelika Papke und Bärbel Wegmann durchgeführt. Die Patienten begegnen dort einer kleinen, im Offenstall gehaltenen Herde mit Pferden von unterschiedlichem Aussehen, Alter, Geschlecht und Temperament. Das Programm ist hinsichtlich Aktivitäten und therapeutischem Fokus grob vorstrukturiert und individuell sehr flexibel. Es umfasst aufeinander aufbauende Sequenzen von der Begegnung mit den Pferden in der Herde, Auswahl eines „Bezugspferdes“, über Pflegetätigkeiten bis hin zum Führen und Reiten auf dem Platz und im Gelände. Die Selbsterfahrung der Patienten im Umgang mit den Pferden vom Boden aus und beim Reiten wird in den Gesprächsrunden am Anfang und Ende der Sitzung und direkt im Geschehen therapeutisch begleitet. Im prinzipiell kurzzeittherapeutischen Ansatz werden hier spezielle gesprächs- und körpertherapeutische Methoden angewandt. Gemeinsam wird die Relevanz des Erlebten für die persönlichen Therapieziele der Betreffenden reflektiert und findet Eingang in die sonstige therapeutische Einzel- und Gruppenarbeit im Haus Collignon. |